Unterschiedliche Bedürfnisse: Sie will mehr (oder weniger) Sex als ich

von Maximilian

Wir wollen hier nicht über das Klischee „Schatz, ich hab Migräne!“ sprechen und auch nicht näher darauf eingehen, mit welchen blauen Pillen ER für seine kleine Nymphomanin seinen Mann steht, so oft sie will. Es geht vielmehr darum, warum Mann und Frau so unterschiedlich in ihren sexuellen Bedürfnissen sind und wieviel Toleranz dem Partner gegenüber deshalb angebracht ist.

 

Was kann ER tun, wenn SIE ständig mehr oder weniger Sex will als er?

ENTWEDER: Sie verführen „müssen“, sie bitten, sie überreden, sie umgarnen, sie erpressen, über sie herfallen?

ODER: Ausreden erfinden, sie abweisen, sie zur Masturbation anregen, sie zu mehr Rücksicht auffordern oder einfach ignorieren?

 

Folgende Szenarien beschreiben typische Alltagssituationen:

Szenario 1: Sie kommt vom Mädelsabend nach Hause, putzmunter, gut gelaunt und hat ungemein Lust auf ihn. Er nicht, er will schlafen und reagiert nicht auf sie.

Szenario 2: Er ist gerade aufgewacht nach einem feuchtheißen Traum und hat Lust auf sie. Sie ist ein Morgenmuffel und gemäß ihrem Biorhythmus erst gegen die Mittagszeit voll leistungsfähig. Sie will nicht.

 

Wieviel Sex ist denn normal?

Die Frage, wieviel Sex im Rahmen des Normalen liegt, lässt sich nur statistisch beantworten, und Statistik ist niemals das echte Leben, sondern eben nur ein Durchschnittswert. Es gibt Menschen, die so gut wie nie Sex haben, außer vielleicht mit sich selbst, und dennoch zufrieden und ausgeglichen sind. Und es gibt solche, die ES mehrmals täglich brauchen und für die ihre Sexsucht deshalb eine große Last darstellt. Einen Durchschnittswert stellen wohl jene Paare dar, die in etwa – mit Ausnahmen – alle drei bis vier Tage Lust auf Sex haben.

 

Warum ticken wir bei unserem Sexualtrieb so unterschiedlich?

Schon aufgrund der Evolution – die Menschheit will sich vermehren und eine Arterhaltung sicherstellen – ist der Sexualtrieb der Männer von Natur aus etwas stärker ausgeprägt. Frauen können sowieso nur alle paar Monate schwanger werden, Männer können in kurzer Zeit mehrere Nachkommen zeugen. So gewährleistet unsere Biologie eine möglichst effiziente Arterhaltung.

Manche Menschen nehmen – schon aufgrund ihrer Persönlichkeit – Dinge schneller in die Hand, ergreifen spontaner die Initiative, haben mehr Energie. Solche Typen werden auch in ihrem Sexualverhalten deutlicher und rascher zeigen, was sie wann und wie oft möchten.

Weiter spielt der Biorhythmus des Menschen eine große Rolle: Dieser läuft bei uns allen unterschiedlich ab. Unsere Müdigkeit stellt sich genauso wie das morgendliche Erwachen oder unsere Leistungsspitzen zu regelmäßigen Zeiten ein, doch eben bei jedem Menschen zu anderen Zeitpunkten. Aus diesem Grund stellt sich auch die Lust am Sex nicht immer zur selben Zeit ein. So müssen Mann und Frau auf gelegentliche Überschneidungen ihrer Biorhythmen hoffen oder den Partner eben mit allen Regeln der Kunst verführen oder vertrösten.

Sie will mehr

Hormone spielen eine ebenso große Rolle wie optische Reize, wenn es um unseren Sexualtrieb geht: Frauen in der Zykluszeit um den Eisprung herum haben aus biologischen Gründen mehr Lust auf Sex – in dieser Zeit ist ihre Fruchtbarkeit am größten – also hat auch hier die Natur ihre Hand im Spiel. Doch auch Schwangerschaften oder andere besondere hormonelle Konstitutionen können zu mehr oder auch weniger Lust am Sex führen. Mit optischen Reizen, die zu mehr Sex anregen können, sind erotische bis pornographische Bilder oder Filme gemeint. Dazu zählen aber auch alle Arten von Fetischen oder sonstigen sexuellen Anreizen wie Rollenspiele, Massagen und vieles mehr.

Nebenher gibt es sehr viele hemmende Faktoren, die zu weniger Lust am Sex führen und die wahrscheinlich jeder von uns kennt: Stress, Übergewicht, das die Freude an Bewegung hemmt, Ungepflegtheit (schlechter Körper- oder Mundgeruch) und depressive Verstimmungen.

All das ist normal und sollte, wenn es kein Dauerzustand ist und nur über kürzere Phasen die Lust am Sex hebt oder senkt, nicht zu viel Beachtung finden. Frauen und Männer können sich hier dem anderen gegenüber in Toleranz üben.

 

Sex, Intellekt und Gemeinsamkeiten sind die drei Säulen einer funktionierenden Beziehung

Sex ist ungemein wichtig für eine gute Beziehung. Deshalb solltet ihr eine Lösung für das „zu viel oder zu wenig Lust am Sex-Problem“ finden.

Dauern nämlich die Unlustphasen oder die übertriebenen Lustphasen zu lang, wird früher oder später ein Partner gefrustet zurückbleiben. Er hat entweder das Gefühl, den anderen ständig um Sex anbetteln zu müssen, ohne dass die Initiative jemals vom andern kommt, oder er hat das Empfinden, den anderen ständig abweisen zu müssen. Beides ist nicht gut für die Liebe. Oder den Sex.

Die Lösung liegt nicht darin, aus Mann und Frau jederzeit sexwillige Automaten zu machen, die funktionieren, wenn uns danach ist, und ruhig bleiben, wenn uns nicht danach ist. Sondern wir sollten versuchen, einen goldenen Mittelweg zu finden, der für beide befriedigend ist.

Weist eure Partnerin auf totale „No-gos und Must-haves“ hin, auf eure Lustkiller und Antörner und fragt sie nach den ihren.

Erklärt eurer Partnerin, welche Zeit für Sex bei euch gar nicht geht, welche manchmal, welche fast immer, wann seid ihr am schärfsten, wann gar nicht.

Wie ist es euch am besten, wie für sie? Macht gemeinsam Pläne für Rollenspiele, für Kostüme, für den Einsatz von Toys. Führt die Spiele dann aber auch durch; wer nur davon redet, wird nicht ernst genommen.

Vergleicht eure Biorhythmen: Wer ist wann topfit, wer ist wann todmüde? Oft sind Vormittage oder Nachmittage die besten Playgrounds für Spielchen zu zweit.

Plant mindestens einmal jede Woche eine Verwöhnstunde für den Partner, während der dieser faul sein darf (muss) und vom anderen massiert, gestreichelt, geküsst, gekratzt…wird. Ziel dieser Stunde ist es, zu erfahren, dass totale Entspannung, Vertrauen, Hingabe und sexuelle Lust oft nicht so viel mit Müdigkeit oder Anstrengung zu tun haben.
Unser finaler Rat

Der beste Rat besteht darin, das Gespräch zu suchen. Wichtig ist, dass ihr einen guten Tag wählt, an dem auch sonst keine Spannungen oder Streitereien passiert sind. Auch sollte ein solches Gespräch nicht im Frust nach dem zurückgewiesenen Sex stattfinden, das würde nur in Vorwürfe ausarten. Ein gutes Gespräch über Sex, über Vorlieben, Wünsche und Phantasien lässt die Lust auf Sex oft neu erwachen und kann für die Partnerschaft sehr bereichernd sein. Ebenso dürft ihr natürlich dabei lachen, entspanntes Reden und gemeinsames Lachen führen fast immer zu einer guten Lösung.

Neidisch?
https://www.eros-mag.de/ich-kann-da-du-nicht-kannst-neidgesellschaft-deutschland/

 

Fotos: Westend61; Rafael Elias / Getty Images

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