Rinsing: Ein lukrativer Tausch oder eine gefährliche Abwärtsspirale?

von Maximilian

In Zeiten von OnlyFans und einer Freizügigkeit im Internet, wie sie noch nie zuvor stattgefunden hat, ist der Begriff Rinsing vielen gar nicht mehr bekannt. Dabei hat gerade dieser Trend das Business um Nacktbilder erst so richtig gestartet. Wir zeigen dir heute, wie und warum das Rinsing zu erfolgreich geworden ist.

Was ist Rinsing?

Attraktive Frauen versenden Selfies und Videos an fremde Männer. Im Gegenzug dafür erhalten sie von ihnen Designertaschen und andere Luxusartikel. Dieser nicht ganz ungefährliche Trend sorgt bereits seit einigen Jahren im Netz für Furore, denn gerade junge Frauen werden oft dazu verleitet, „einfach mal ein OnlyFans zu starten“. Dabei sind sich viele Creator gar nicht den Gefahren und möglichen Folgen des Ganzen bewusst.

Doch was genau steckt hinter diesem Phänomen, der die digitale Community so sehr erschüttert? Rinsing ist im Grunde genommen nichts anderes als eine digitale Form von Prostitution. Attraktive Frauen bieten im Internet freizügige Bilder und Videos gegen Bezahlung an und senden sie an ältere, wohlhabende Männer – sogenannte Sugardaddys, die bereit sind, dafür hohe Summen zu zahlen.


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So läuft Rinsing ab

Rinsing Frau mit teurem Ohrring

„Ein Geben und ein Nehmen“, weiß Alicia (Name geändert), die sich mit Rinsing ihr Gehalt regelmäßig aufbessert. Alicia erzählt:

„Alles fing damit an, dass ich im Internet ein Bild von einem Kleid gepostet habe, das mir gut gefiel, ich mir aber aufgrund meiner damaligen finanziellen Situation nicht leisten konnte. Ein reicher Unternehmer, ich nenne ihn hier Rainer (Name geändert), den ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte, wurde auf diesen Post aufmerksam und bat mir ein Tauschgeschäft an.

Anfangs stand ich diesem Tausch sehr skeptisch gegenüber. Doch es dauerte nicht lange, bis ich schließlich einwilligte. Er schickte mir das Kleid und ich sendete ihm ein paar erotische Fotos von mir. Inzwischen ist Rainer mein bester Kunde und eine sichere Geldeinnahme, die ich nicht mehr missen möchte.“

Eine normale Beziehung, die wir aus Hollywood-Filmen kennen, führen beide aber dennoch nicht.

„Rainer ist schon sehr lange verheiratet und hat auch nicht vor, seine Frau für mich zu verlassen. Die Beziehung zwischen uns kann man gut mit einer Geschäftsbeziehung vergleichen, nicht aber mit einer Liebesbeziehung. Ich versorge ihn regelmäßig mit aufreizenden Fotos und Videos, auf denen ich mich mit seinen Geschenken präsentiere.

Er versorgt mich im Gegenzug mit weiteren teureren Luxusartikeln und Geschenken wie Taschen, Schuhen und Shopping-Gutscheinen. Um nichts doppelt zu bekommen, habe ich Amazon-Wunschlisten angelegt, die ich den Sugardaddys schicke, um nichts doppelt zu erhalten, das wäre ungünstig.

Denn neben Rainer habe ich inzwischen viele weitere Sugardaddys, die mir ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglichen. Ich glaube, es sind mittlerweile an die zwanzig Männer, mit denen ich in einem solchen Geschäftsverhältnis stehe.

Mit vielen habe ich sogar so etwas wie eine Freundschaft, denn wir tauschen fast täglich Kurznachrichten aus. Ein Treffen in Realität kommt selten vor und ist meistens auch gar nicht gewünscht. Alles spielt sich in der virtuellen Welt ab.“

Frauen wie Alicia können mit Rinsing im Schnitt 20.000 bis 30.000 Euro im Monat verdienen. Viele Frauen kündigen ihren Job, weil das Geschäft mit dem eigenen Körper lukrativer ist als die gelernte Haupttätigkeit.


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Ein lukrativer Job oder eine gefährliche Abwärtsspirale? Die Auswirkungen des Tauschgeschäfts

Rinsing Frau vor Privatjet

Welche attraktive Frau träumt nicht von einem solchen Tauschgeschäft? Doch welche Auswirkungen hat Rinsing auf die Frauen? Kritiker sind sich einig: „Das Internet birgt nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren! Mit Rinsing verkaufen Frauen ihren Körper, um materielle Güter dafür zu erhalten. Eine Art digitale Prostitution, wenn man so will.“

In der Tat handelt es sich hier um den Verkauf des eigenen Körpers. „Nicht selten ist Rinsing der Einstieg in die echte Prostitution. In den meisten Fällen bleibt es nicht bei virtuellen Kontakten. Die Frauen merken, dass sich mit realen Treffen noch mehr Geld verdienen lässt und geraten so in eine gefährliche Abwärtsspirale, die kaum mehr aufzuhalten ist“.

Mandy (Name ebenfalls geändert), eine Aussteigerin der Rinsing-Branche weiß, „Die Männer ködern die Frauen mit noch mehr Geld, setzen sie häufig noch unter Druck, um ein Treffen zu erzielen und drohen sogar, das unmoralische Tauschgeschäft auffliegen zu lassen“, fügt Mandy hinzu.

„Selbstverständlich ließ sich mit Rinsing in kürzester Zeit sehr viel Geld machen. Geld, das ich zum damaligen Zeitpunkt dringend benötigte. Doch man bezahlt einen sehr hohen Preis dafür, man zahlt mit seiner Würde als Mensch und mit seinen Werten, für die man einsteht. Dazu bin ich einfach nicht mehr bereit.

Außerdem weiß man auch nicht, wer sich auf der anderen Seite der Leitung versteckt. Falsche Identitäten und Accounts lassen sich im Handumdrehen im Internet anlegen. Wer weiß schon, ob sich dahinter nicht vielleicht auch der eigene Chef oder der Nachbar von nebenan versteckt?

Bilder, die einmal ins Internet gestellt wurden, lassen sich nicht mehr zurückholen und können als Druckmittel eingesetzt werden, um jemanden zu erpressen. Irgendwann holt einen die Vergangenheit ein und man wird mit der Realität konfrontiert“, weiß Mandy heute und warnt vor dem scheinbar so lukrativen Geschäft mit dem eigenen Körper.

Eine weitere Aussteigerin berichtet: „Das Geschäft mit meinem Körper ging so lange gut, bis mein damaliger Arbeitgeber von meiner Nebentätigkeit erfuhr. Er war empört darüber und legte mir nahe, einen Auflösungsvertrag zu unterzeichnen, da er um den Ruf seiner Firma fürchtete. Prostitution toleriere er nicht, weshalb er das Arbeitsverhältnis danach mit mir sofort beendete.

Ich stand also ohne festen Job da und auch die Geldeingänge meiner Sugardaddys waren rückläufig. Viele Freunde wandten sich zudem von mir ab, weil auch sie um ihren Ruf fürchteten. Es war eine schlimme Zeit.“


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Die Risiken beim Rinsing

Rinsing Frau mit teurem Armband

Sobald jemand, den du kennst, die Bilder auf deinem OnlyFans-, dem Twitter-Account oder im Subreddit erkennt, ist deine geheime Identität aufgeflogen und du bist der Gnade dieser Person quasi schutzlos ausgesetzt.

Schlimmer noch, wenn es jemand ist, den du eigentlich gar nicht leiden kannst. Wenn schon in der Vergangenheit Brücken verbrannt wurden, ist die Hemmschwelle bei manchen Menschen gar nicht mehr so hoch. Deshalb solltest du dir lieber ganz genau überlegen, ob du damit klarkommen würdest, sollten deine Bilder an Freunde oder gar Arbeitskollegen geraten.

Schon kleine Details wie Muttermale oder Tattoos können dich verraten. Deshalb solltest du dir auf jeden Fall eine vertrauenswürdige Person zur Seite holen, die deine Bilder retuschiert oder mindestens selber in Photoshop etwas dazulernen, damit du das auch alleine machen kannst.

Neben deinem Rinsing hast du vielleicht ja noch einen Partner oder bist auf der Suche, nach einer Beziehung auf intimer Ebene. Für potenzielle Kandidaten kann dein Hobby aber abschreckend wirken oder in einem bestehenden Verhältnis zum Beziehungskiller werden.

Du musst auch einkalkulieren, dass es unglaublich viel Konkurrenz gibt und die Top-Creator auf OnlyFans fast alle ihr Gesicht zeigen (und natürlich noch viel mehr). Die „Top 0,5%“ wie du sie in jeder dritten Twitter-Bio lesen kannst, sind nur möglich, weil so eine unglaublich hohe Zahl an Frauen OnlyFans überhaupt benutzt.

Was passiert also, wenn der erhoffte Erfolg ausbleibt und das verdiente Geld maximal für die Kaffeekasse reicht? Deine Bilder befinden sich dann bereits im Internet und sind im schlimmsten Falls bereits auf die Festplatten deiner Abonnenten geladen worden.


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Ist Rinsing schon Prostitution oder Hobby?

Ob Rinsing Prostitution oder ein Hobby ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Denn die Meinungen darüber gehen auseinander. Alicias Meinung dazu ist klar: „Mir macht es unglaublichen Spaß, mich mit älteren Männern zu treffen. Wenn ich dafür dann auch noch gut entlohnt werde, ist doch alles in Ordnung. Prostitution ist das für mich jedenfalls nicht. Außerdem kommt es nicht immer zu Sex.“

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Bilder: Karrrtinki, New Africa, Oleksandr, bondvit / stock.adobe.com

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