Beim sogenannten Phubbing wird das Smartphone zum Beziehungskiller. Der Begriff sagt dir nichts? Dennoch sind wir uns ziemlich sicher, dass auch du schon Erfahrungen mit diesem Phänomen gemacht hast. Die Bezeichnung stammt aus dem Englischen und setzt sich aus folgenden Wortbestandteilen zusammen:
- phone: Telefon
- to snub: jemanden vor den Kopf stoßen
Das Smartphone ist längst zu unserem alltäglichen Begleiter geworden. Viele Frauen und auch Männer können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. Der praktische Nutzen ist hierbei nicht von der Hand zu weisen, denn die zahlreichen Funktionen erleichtern uns den Alltag.
Jemanden zu phubben bedeutet also, während eines Gesprächs ständig aufs Handy zu schauen. Hierdurch wird dem Gegenüber Desinteresse vermittelt. Man zeigt seinem Gesprächspartner ganz deutlich: „Du hast für mich gerade keine Priorität.“
Einfaches Beispiel: Du hast dich auf einen romantischen Abend mit deiner Partnerin gefreut, hast eingekauft und ihr Lieblingsessen zubereitet. Nun sitzt ihr gemeinsam am Tisch und du möchtest ihr bei einem Glas Wein von deinem Tag erzählen. Möglicherweise gibt es auch wichtige Angelegenheiten, die du mit ihr besprechen musst. Statt der Unterhaltung zu folgen, schaut deine Partnerin jedoch ständig auf ihr Smartphone. Anhand unpassender Kommentare und Reaktionen bemerkst du ziemlich deutlich, dass sie gar nicht bei der Sache ist. Das Surfen auf Social Media oder der WhatsApp-Chat mit ihrer Mädelsgruppe scheint ihr offenbar wichtiger zu sein.
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Inhalt
Die Ursachen von Phubbing
Phubbing ist nicht nur unangenehm, sondern fühlt sich auch sehr respektlos an. Dabei liegt es (meist) gar nicht in der Absicht des Handynutzers, den Gegenüber durch das Phubben zu verärgern oder gar zu verletzen. Es handelt sich vielmehr um ein weitverbreitetes gesellschaftliches Phänomen. Wir möchten dir nachfolgend die häufigsten Ursachen aufzeigen und dir natürlich auch erklären, was du gegen Phubbing unternehmen kannst.
Ursache Nr. 1: Die Sucht nach dem Smartphone
Der Gebrauch des Smartphones kann regelrecht süchtig machen. Wer ständig aufs Handy schaut, hat meist Angst, etwas Wichtiges zu verpassen. Schließlich erscheinen auf Social Media fast im Sekundentakt neue Statusmeldungen. Sicher macht es Spaß, sich mit alledem zu beschäftigen. Problematisch wird es jedoch dann, wenn deine Partnerin die virtuelle Welt dauerhaft der Realität vorzieht. Hierbei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, den Betroffene nicht immer bemerken.
Beobachte das Smartphone-Verhalten deiner Partnerin doch mal aus der Distanz: Ist sie niemals ohne Handy anzutreffen? Nimmt sie es sogar ins Bad mit? Bist du nicht der Einzige, dem auffällt, dass sie im direkten Gespräch unaufmerksam erscheint? Dann könnte tatsächlich ein Suchtverhalten vorliegen. Dass es der Beziehung sehr schadet, wenn der eine Partner dem anderen nicht mehr zuhören kann, ist selbsterklärend.
Ursache Nr. 2: Ängstliche und unsichere Persönlichkeit
Studien haben herausgefunden, dass es vor allem ängstliche und unsichere Persönlichkeiten sind, die dazu neigen, andere zu phubben. Unklar ist allerdings, ob das Phubbing die Ursache oder Folge der zwischenmenschlichen Defizite ist.
Manchmal erfüllt der Blick auf das Handy auch eine Art Beruhigungsfunktion. Auf diese Weise gelingt es, sich emotional aus schwierigen Gesprächen auszuklinken. In einer funktionierenden Beziehung ist es jedoch wichtig, Konflikte auszusprechen und sachlich auszutragen. Den Partner bewusst zu phubben, kann also nicht die Lösung sein.
Ursache Nr. 3: Mangelndes Interesse am Gesprächspartner oder am Gesprächsthema
Die naheliegendste Ursache möchte man sich manchmal nicht eingestehen, dennoch soll sie keineswegs unerwähnt bleiben. Dem ständigen Blick aufs Smartphone müssen nicht zwingend irgendwelche tiefgründigen Ursachen zugrunde liegen. Es kann durchaus möglich sein, dass deine Partnerin schlichtweg in diesem Moment kein Interesse an dir oder zumindest an dem aktuellen Gesprächsthema hat. Bestimmt kennst du es von dir selbst: Wenn du beispielsweise in einer zähen beruflichen Besprechung festsitzt, juckt es dir möglicherweise auch in den Fingern und du riskierst einen Blick auf dein Smartphone, um die Langeweile zu überbrücken.
Oftmals fungiert das Handy auch als eine Art Schutzwall. Hast du schon mal beobachtet, dass Menschen insbesondere dann auf ihr Smartphone schauen, wenn sie sich unbehaglich fühlen, z. B. in einer vollen Straßenbahn oder wenn sie alleine irgendwo warten? Durch die Konzentration auf das Handy wird signalisiert, dass man nicht angesprochen werden möchte. Letzteres ist vor allem beim Flirten ein interessantes Signal. Eine Frau, die in ihr Handy vertieft ist, solltest du lieber nicht ansprechen. Höchstwahrscheinlich möchte sie ihre Ruhe haben.
Ursache Nr. 4: Konzentrationsschwäche
Es gibt Menschen, die können sich nur schwer auf eine Sache zur selben Zeit konzentrieren. Insbesondere aufmerksames Zuhören liegt nicht jedem. Das Smartphone verfügt zugleich über gewaltiges Ablenkungspotenzial. Vielleicht schafft es deine Partnerin nicht, sich von diesen Reizen abzuschirmen. Oder es ist umgekehrt und du erwischst dich selbst beim Phubben.
Niemand kann sich in der modernen Zeit gänzlich davon freisprechen, nahezu jeder hat schon einmal Phubbing praktiziert – sei es absichtlich oder nicht. Bevor es aufgrund dessen zu einer ernsthaften Beziehungskrise kommt, kann es sich lohnen, dass Handy öfter mal auszuschalten oder zumindest auf lautlos zu stellen. So lässt sich die Reizquelle minimieren.
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Warum wirkt sich Phubbing so fatal auf die Beziehung aus?
Es signalisiert dem Gesprächspartner Desinteresse, wenn man während der Unterhaltung ständig auf das Handy guckt. Obwohl das Ausmaß der Unhöflichkeit eigentlich keiner großen Erklärung bedarf, kommt Phubbing dennoch immer wieder vor. Dies liegt vermutlich daran, dass das Smartphone zu einem völlig selbstverständlichen Alltagsgegenstand geworden ist und sich die „Täter“ gar nicht bewusst sind, dass ihr Verhalten das Gegenüber verletzt. Übrigens reicht es für eine negative Gesprächsatmosphäre bereits aus, wenn das Handy lediglich in Reichweite liegt.
Phubben belastet nicht nur die Partnerschaft, sondern wirkt sich negativ auf alle zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Insbesondere in einer romantischen Beziehung möchte man von seinem Partner Wertschätzung erfahren. Mit dem Smartphone zu hantieren, während der andere einem etwas erzählen möchte, ist jedoch das genaue Gegenteil von Wertschätzung.
Kommt dies nur sporadisch vor, brauchst du dir (noch) keine Gedanken zu machen. Schließlich ist niemand perfekt… Boykottiert das Smartphone aber alle eure Gespräche, ist Handlungsbedarf geboten. Bleibt der Frust über diese Verhaltensweise unausgesprochen, staut er sich immer mehr an. Letztendlich kommt es zu einem Wutausbruch inklusive schwerer Vorwürfe, welche die Beziehung weiter belasten.
Wer sich von seinem Partner dauerhaft unbeachtet fühlt, denkt zudem früher oder später über eine Trennung nach. Dass das Smartphone Beziehungen zerstört, ist keineswegs übertrieben, sondern immer öfter zu beobachten. Dies betrifft übrigens nicht nur junge Paare, sondern zunehmend alle Altersklassen.
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Welche Maßnahmen können Abhilfe gegen Phubbing schaffen?
In den meisten Fällen möchte deine Partnerin dich nicht böswillig vor den Kopf stoßen. Dessen solltest du dir bewusst sein. Verzichte daher auf Vorwürfe und versuche stattdessen, ihr in einer ruhigen Minute zu erklären, was ihr Verhalten in dir auslöst. Da es nicht wenigen Männern schwerfällt, ihre Emotionen in Worte zu fassen, haben wir nachfolgend ein paar Beispiele konzipiert:
- „Es macht mich traurig, dass ich dir anscheinend nicht wichtig genug bin, um deine volle Aufmerksamkeit zu genießen.“
- „Es stresst mich, wenn du die ganze Zeit auf dein Handy schaust, während wir uns unterhalten.“
- „Ist es in Ordnung, wenn du deine Nachrichten / Postings zu Ende schreibst und wir uns dann im Anschluss voll und ganz aufeinander konzentrieren?“
Die effektivste Maßnahme gegen das Phubbing besteht darin, das Smartphone auszuschalten oder zumindest auf lautlos zu stellen. Im Idealfall könnt ihr eine Vereinbarung treffen, dass z. B. niemand von euch sein Handy während des Abendessens oder einer gemeinsamen Unternehmung benutzt. Auch bei wichtigen Gesprächen sollte das Handy tabu sein.
Schafft euch Quality-Time für euch als Paar, in der ihr nicht gestört werden dürft. Informiert ggf. eure wichtigsten Kontakte darüber, dass ihr eine Weile offline seid. Gibt es jemanden, für den du oder deine Partnerin ständig erreichbar sein müsst, z. B. ein pflegebedürftiger Elternteil? In diesem Fall lässt sich ein spezieller Klingelton auf dem Smartphone einstellen.
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Fazit: Lass das Phubbing nicht zum Beziehungskiller werden
Phubbing ist ein ernstzunehmendes neuzeitliches Problem, das zwischenmenschliche Beziehungen – vor allem aber die Partnerschaft – extrem belasten kann. Wie so oft im Leben gilt auch hier: Einsicht ist der erste Schritt zu Besserung. Habt ihr euer Problem erkannt, könnt ihr gezielte Gegenmaßnahmen in Form von zeitlicher Reduktion der Handynutzung ergreifen. Gänzlich vermeiden lassen wird sich das Phubbing jedoch nicht. Hierzu sind die Smartphones bereits zu intensiv in den Alltag integriert.
Am wichtigsten ist es, offen miteinander zu kommunizieren. Wenn deine Partnerin nicht weiß, wie sehr dich ihr Verhalten stört, wird sich auch nichts ändern. Selbiges gilt natürlich im umgekehrten Fall. Solltest du der „Phubber“ von euch beiden sein, macht es Sinn, dass du dein Handy konsequent ausschaltest, während du Zeit mit deiner Partnerin verbringst. Nimm sie ernst, wenn sie dich auf dein Handyverhalten hinweist. Auf diese Weise findet ihr wieder zueinander und verbessert die Kommunikation innerhalb eurer Beziehung.
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