Kaum jemals zuvor war unsere Welt lauter, schneller und unüberschaubarer als jetzt im digitalen und globalen Zeitalter. Geschichte passiert in Echtzeit und im Sekundentakt. Auf der Strecke bleibt, wer nicht mithalten kann. Und: Wer am lautesten schreit, hat schon gewonnen. Oder? Gottseidank gibt es Bereiche im Leben, wo Ruhe und Gelassenheit, sprich introvertierte Männer, als klare Sieger in unserer wettkampforientierten Zeit hervorgehen.
Inhalt
Der Krieger hat ausgedient
Zumindest Pause hat er, der laute und aufdringliche Typus Mann, der immer an vorderster Front die lautesten (und schlechtesten) Sprüche klopft, angeblich nie allein nach Hause geht und an jedem Finger eine Eroberung vorweisen kann. Den einstmals angesagten Thekenphilosophen mit dem flotten Mundwerk und einem fast pathologischen Hang zur Selbstdarstellung geht nämlich sukzessive das Publikum und damit auch die Luft aus. Es hat sich längst herumgesprochen, dass heiße Luft keine Basis für eine stabile gemeinsame Zukunft ist. Frauen wollen mehr als nur Fassade.
Introvertierte Männer sind nicht schüchtern
Männer, die nicht sofort in die Offensive gehen und neue Bekanntschaften pflücken wie Blumen am Wegrand, sind nicht zwangsläufig schüchtern. Wenn sie ihr Gegenüber einmal kennen gelernt haben, kann man ganz ordentlich Spaß mit ihnen haben.
Sie lassen allerdings gern Vorsicht walten, wenn es um neue Kontakte geht. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, im Gegenteil. Im zwischenmenschlichen Bereich gilt − wie überall sonst auch − Qualität kommt vor Quantität. Introvertierte Männer sind oft sehr klug und planen ihre Schritte mit Bedacht und Umsicht. Ist ihr Interesse jedoch einmal entfacht, werden sie ihre ganz eigenen Mittel und Wege finden, um ihr Ziel zu erreichen.
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Das Klischee des stillen Sonderlings
Vorurteile verfolgen uns seit dem Schulhof. Wer als Kind nur in irgendeiner Form ein kleines bisschen anders ist als die Gruppe, hat es automatisch schwer. Die „stillen Jungs“ gelten als schwach, eigenbrötlerisch und ziehen beim Kräftemessen mit Gleichaltrigen so gut wie immer den Kürzeren. Sie haben in der Folge meist wenig Freunde, wenn, dann finden sich Gleichgesinnte und Kameraden von ähnlichem Temperament und Schicksal.
Die Klassentreffen, die 20 Jahre später die wahren Gewinner und Verlierer zeigen, sind zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne und lediglich ein schwacher Trost. Dennoch: Jahre später sind es so gut wie immer die Stillen, die es im Leben weit gebracht haben. Bellende Hunde beißen bekanntlich nicht, erhaschen aber auch keinen Knochen, der sie satt machen würde.
Die Vorteile, introvertiert zu sein
Wer mit sich selbst gut zurecht kommt, hat ein wertvolles Geschenk fürs ganze Leben mit im Marschgepäck. Von anderen Menschen und deren Wohlwollen abhängig zu sein, schafft kein Zusammenleben auf Augenhöhe. Wer als Einzelkämpfer jedoch weiß, auf welches Potenzial er im Fall zurückgreifen kann, wird selten enttäuscht werden. Wie auch und von wem?
Es hat enorme Vorteile, nicht sofort der Big Player in jedem Raum zu sein, den man betritt. Man kann sich Zeit nehmen, sich einen Überblick verschaffen und gleich die Spreu vom Weizen trennen. Introvertierte Menschen verfügen häufig über eine ausgeprägte Intuition und einen wachen Blick für ihr Umfeld. Menschliches Verhalten zu analysieren, fällt ihnen wesentlich leichter als ihren polternden und aufdringlichen Artgenossen. Sie werden daher nicht nur seltener enttäuscht von anderen Menschen, sondern ersparen sich auch viel Zeit, Nerven und Ressourcen auf der Jagd nach falschen Hoffnungen.
Vielmehr gelingt es ihnen ausgesprochen gut, lohnende Ziele auszumachen und diese dann vorsichtig, aber beharrlich zu verfolgen. Angst vor einem Rückschlag ist im zwischenmenschlichen Bereich immer ein Faktor. Wer aber im Leben schon viel erreicht und einiges zu bieten hat, muss über Zurückweisung im Endeffekt weniger besorgt sein.
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Die Nachteile − oder?
Gerade beim Flirten oder Kennenlernen tun sich introvertierte Männer oft schwer. Es liegt einfach nicht ihrer Natur, die erstbeste schöne Frau im Raum mit flotten Sprüchen und vordergründigen Komplimenten zuzutexten. Auch werden sie aufgrund ihrer zurückhaltenden Art leider oft übersehen, wenn der Platzhirsch die Bühne betritt oder die Macho-Truppe im Anrücken ist.
Die gute Nachricht: Jene Frauen, die das Laute dem Stillen vorziehen, wären für einen tendenziell introvertierten Mann ohnehin nicht die richtige Partnerin. Sie wäre schnell gelangweilt und kann mit seinem Intellekt und seinen Fähigkeiten vermutlich nicht lange schritthalten. Eigentlich sortieren sich auf diese Art die falschen Kandidatinnen ganz von selbst aus. Leere Kilometer und so manches gebrochene Herz bleiben introvertierten Männern also gleich von vornherein erspart.
Introvertierte Männer im Job: Sieg nach Punkten
Beruflich kann es ein echter Nachteil sein, nicht immer an vorderster Front zu stehen und seine guten Ideen den Vorgesetzten und Kolleg:innen darzulegen. So mancher fiese Konkurrent schnappt dem ruhigeren Schreibtischnachbarn gerne mal den Geistesblitz und die damit einhergehenden Lorbeeren weg.
Im Zeitalter der digitalen Kommunikation ist es jedoch nicht schwierig, das Schweigen zu brechen und gute Ideen an den richtigen Mann oder die Frau zu bringen. Blender haben im Job ohnehin keinen langen Atem: Früher oder später wollen verbale Blitzlichter und leere Phrasen mit Zahlen, Daten und Fakten untermauert werden. Ein introvertierter Mitarbeiter weiß das und sieht die Chance, die sich ihm bietet. Weiter wird er kaum jemals schlecht vorbereitet zu einem Meeting erscheinen oder den Faktencheck auf die leichte Schulter nehmen. Im Business zählen letztendlich Ergebnisse.
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Introvertierte Männer als Single: Wechsle das Revier!
Es liegt eigentlich auf der Hand, aber introvertierte Männer werden in überfüllten Bars, auf exzessiven Partys oder bei einem lautstarken und gutbesuchten Event eher untergehen, als aus der Masse hervorstechen. Die gute Nachricht ist: Solche Klassiker haben als potenzielle Orte, um die Frau fürs Leben (oder zumindest einen Teilabschnitt davon) kennenzulernen, längst ausgedient. Statistiken zufolge lernen Menschen im 21. Jahrhundert sich überwiegend am Arbeitsplatz oder im Internet kennen. Beide Orte sind für introvertierte Männer perfekt, um auf Brautschau zu gehen.
Im Job eilt Single-Männern ohnehin meist ein Ruf voraus, der unter den dort anwesenden Frauen auch bis ins Detail diskutiert wird. Der Macho und der Aufreißer haben dieses Etikett dann recht schnell kleben, wo hingegen die stillen Wasser recht häufig das Prädikat „süß“ erhalten und mit anderen Qualitäten punkten können. Am Arbeitsplatz spricht sich nämlich nicht nur das Verhalten im Privatleben herum, sondern auch, wer eine berufliche Zukunft hat und wer nicht.
Die meisten Frauen haben ab einem gewissen Alter die Nase voll von Angebern und Sprücheklopfern, die zwar ständig eine dicke Lippe riskieren, ihre PS aber selten bis niemals auf die Straße bekommen. Der introvertierte Kollege hingegen sagt vielleicht nicht viel, meint das Wenige dafür aber ernst.
Das Internet hingegen ist gerade für weniger kontaktfreudige Menschen eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich in Ruhe nach passenden Partner:innen umzusehen. Wer seine vermeintliche Schwäche kennt, kann ja die Herzdame vor dem ersten Treffen ein wenig darauf einstimmen, dass die Unterhaltung vielleicht nicht sofort wie am Schnürchen laufen wird. Die meisten Frauen finden das Eingeständnis eines Mannes „ein wenig schüchtern“ zu sein, ohnehin überaus reizvoll.
Bilder: Damir Khabirov, olly / stock.adobe.com